Statistisch gesehen lacht jeder Erwachsene durchschnittlich 15
mal pro Tag, Kinder sogar bis zu 400 mal. Oft geschieht dies
unbewusst, ohne dass man sich Gedanken darüber macht. Lachen hat
für den Menschen eine wichtige Funktion. Der Körper setzt es
ein, um Spannungen zu lösen und einen positiven Stresszustand
herzustellen. Zahlreiche Muskeln werden beim Lachen bewegt, das
Herz-Kreislauf-System wird aktiviert. Beobachtungen zeigen, dass
die Anwendung von Humor positiv auf den Heilungsprozess
verschiedenster Krankheiten wirkt. |
|
Medizinisches Wörterbuch: Lachen als Medizin
Obwohl die Wirkungen des Lachens auf die Gesundheit schon seit
Jahrhunderten sprichwörtlich sind, hat sich die Wissenschaft mit
dem Phänomen des Lachens erst sehr spät auseinandergesetzt. Seit
ca. 40 Jahren beschäftigen sich Forscher ganz ernsthaft mit dem,
was Menschen so einzigartig macht: Humor und Lachen.
Anstoß für die Erforschung des Lachens waren die Erfahrungen des
Wissenschaftsjournalisten Norman Cousins. An einer schmerzhaften
Wirbelsäulenerkrankung erkrankt, unterzog er sich systematisch
einer Lachkur. So ließ er sich über Monate Filme mit berühmten
Komikern vorführen und witzige Bücher vorlesen. In seinem Buch
"Der Arzt in uns selbst" beschreibt Cousins, wie nach zehn
Minuten Lachen seine Schmerzen nachließen.
Dieses Wunder untersuchte der Stanford-Professor William F. Fry
und gründete 1964 ein Institut zur Humorforschung.
Seit den 70er Jahren beschäftigt sich ein neues Forschungsgebiet
mit dem Zusammenhang zwischen Heiterkeit und Gesundheit, die
Gelotologie.
Mittlerweile haben Lach-Mediziner zahlreiche wissenschaftliche
Belege für die positiven Wirkungen des Lachens auf die
Gesundheit gefunden. In vielen Studien befassten sich die
Gelotologen mit dem Phänomen und den körperlichen und geistigen
Folgen von Lachen und Humor.
Durch Lachen wird die Freisetzung von Hormonen und
Neurotransmittern (Botenstoffen) im Gehirn stimuliert. Zu den
wichtigsten Neurotransmittern gehören die sogenannten
Glückshormone Serotonin, Acetylcholin, Dopamin, Noradrenalin und
die Endorphine. Sie bewirken im Gehirn, dass sich ein
umfassendes Wohlgefühl einstellt.
Untersuchungen des kanadischen Humorforschers Rod Martin belegen
zudem, dass Lachen das Immunsystems stärkt. Es werden zum
Beispiel die Abwehrzellen (T-Lymphozyten und T-Helferzellen)
aktiviert.
Als gesichert gilt auch, dass humorvolle Menschen stressfreier
durchs Leben gehen als diejenigen mit wenig Sinn für Heiterkeit.
Denn Lachen ist eines der Sicherheitsventile des Körpers und ein
Gegengewicht zu Anspannung. Wird diese durch Lachen abgelassen,
sinken erhöhte Werte der Stresshormone auf das Normale zurück.
Das Immunsystem kann wieder effektiv arbeiten.
Regelmäßiges Lachen erweitert auch das Lungenvolumen. Es erhöht
den Gasaustausch bei der Atmung und führt dadurch zur
Sauerstoffanreicherungen im Blut.
Der französische Arzt und Wissenschaftler Henri Rubinstein
konnte in seiner Praxis, in der er Lachtherapien anbot, bei
unterschiedlichen Krankheiten wie Herzkranzgefäßverengung,
Muskelverspannung und Depression verblüffende Resultate
erzielen.
Wie heilsam Lachen wirklich ist, soll auch eine Studie am
Neurologischen Therapiezentrum Köln belegen. In der Tagesklinik
zur Rehabilitation von Patienten mit neurologischen
Erkrankungen, wie zum Beispiel Multiple Sklerose, Schlaganfall
oder Parkinson, werden in einer Studie Blut- und Hormonwerte von
Patienten verglichen, die an einer Clown-Therapie teilnahmen und
solchen, die konventionell behandelt wurden.
Aber Lachen hat auch psychologische Effekte. Lachen lockert
Komplexe, ebnet psychologische Hemmschwellen. Schwierige
Situationen können durch Humor und Witz bereinigt werden.
Lachen ist das gesündeste Ventil um angestaute Aggressionen
abzulassen. Es regt außerdem die Kreativität an: durch Lachen
distanziert man sich leichter von schwierigen Situationen, sieht
die Welt in einem objektiveren Licht. Festgefahrene
Verhaltensmuster können durch Humor leichter abgelegt werden.
Das Lachen und Lächeln ist stark mit der Gesichtsmimik
verbunden. Und diese Mimik ist bei einer sehr selten
auftretenden angeborenen Erkrankung, dem Moebius Syndrom,
gestört. Die Krankheit äußert sich in erster Linie durch
bleibende Lähmungen im Gesicht. Gefühlsäußerung durch
Gesichtsmimik ist nicht möglich.
Vom Moebius Syndrom betroffene Personen sind nicht in der Lage
zu lächeln bzw. zu lachen, mit der Stirn zu runzeln oder mit den
Augen zu blinzeln. Das heißt aber nicht , dass sie überhaupt
nicht lachen, denn ihr "inneres Lachen" ist für Ihre Angehörigen
an der Gestik und an den Augen zu erkennen.
In der menschlichen Gemeinschaft ist Lachen und Lächeln ein
wichtiges Kriterium für die Gruppenzugehörigkeit. Ein Leben ohne
mimisches Lachen ist deshalb oft eine Belastung für die
Betroffenen. Sie stoßen im sozialen Umfeld auf Unverständnis
oder sogar Ablehnung. Zwar kann durch komplizierte Operationen (free
muscle transfer) an den Gesichtsmuskeln ein Lächeln wieder
möglich gemacht werden, viele Betroffene stehen dem aber
skeptisch gegenüber. Sie wünschen sich nichts sehnlichster als
Lachen zu können, aber es soll ein "echtes" Lachen sein, kein
künstliches. |
|
Vor Ort: Universitätsklinik Tübingen -
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Was beim Lachen im Gehirn passiert, das ist bislang wenig
erforscht. Wissenschaftler an der Uniklinik in Tübingen
versuchen, dies jetzt u.a. durch Untersuchungen im
Kernspintomografen herauszufinden.
Eine Testperson wird über einen gewissen Zeitraum erheitert.
Über ein speziell installiertes Spiegelsystem kann der Proband
Karikaturen betrachten, die auf eine Leinwand zu seinen Füßen
projiziert werden.
Die Wissenschaftler untersuchen nun, welche Gehirnregionen aktiv
sind, wann Erheiterung empfunden, wann über einen Witz gelacht
wird.
Mit Hilfe einer Kamera können die mimischen Reaktionen der
Versuchspersonen beobachtet werden. Die Computer zeichnen
gleichzeitig das Geschehen im Gehirn auf. Dabei konnte
festgestellt werden, dass in den Hirnregionen, in denen
Nervenzellen aktiv sind, der Blutstrom zunimmt. Mit der
Kernspintomografie werden diese Ströme gemessen.
Um zu gesicherten Erkenntnissen zu kommen, sind allerdings
zahlreiche Versuche notwendig.
Zum Bild-Witz liegen aber schon erste Ergebnisse vor: Der
vordere rechte Stirnlappen des Gehirns wird beim Bildwitz
aktiviert.
Das stimmt interessanterweise mit einer kanadischen Studie
überein. Dort wurden Patienten untersucht, die Hirnschädigungen
genau in diesem Bereich hatten. Diese Patienten waren nicht in
der Lage, Bildwitze zu erkennen.
Solche Messungen sind auch für andere Erheiterungsarten geplant
- z.B. für den Textwitz. Die Tübinger Wissenschaftler vermuten,
dass dann ganz andere Regionen im Gehirn aktiv werden.
Aber auch aus anderen Perspektiven wird über das Lachen
geforscht. So wollen zum Beispiel
Humanbiologen an der Freien Universität Berlin herausfinden,
wodurch ein besonders angenehmes Lachen gekennzeichnet ist.
Die Testpersonen werden im Glauben gelassen, dass mit Hilfe von
sogenannten Zungenbrechern ihr Sprachgeschick getestet wird. Je
öfter die Probanden sich verhaspeln und lachen müssen, um so
besser. Denn ihr Lachen wird mit der Kamera aufgezeichnet und
ihre Mimik untersucht. Das Lachen der Probanden, Mund- und
Augenbewegung, wird anschließend in seinen einzelnen Phasen
vermessen. Daraus entstehen Messkurven, die die Bewegung der
Augenlider und des Mundes beim Lachen festhalten.
Zusätzlich hat eine Gruppe das gefilmte Lachen noch subjektiv
nach folgenden Kriterien beurteilt: Welcher Proband lacht sehr
angenehm, welcher wirkt eher gehemmt und unglaubhaft.
Diese Einschätzungen wurden dann mit den objektiven
Messergebnissen verglichen. Das Ergebnis ist interessant. Die
Probanden, deren Lachen als angenehm bewertet wurde, haben viel
stärkere Kurvenausschläge, als die bei jenen, deren Lachen nicht
so gut ankam. |
|
Neue Impulse:
Charly Chaplin gegen Hautausschlag
Eine japanische Studie an Neurodermitis - Patienten hat ergeben,
dass Lachen die durch Allergien ausgelösten Hautreizungen
vermindert. Den Patienten wurde ein Charlie Chaplin Film und
eine Wettersendung gezeigt. Während des komischen Films zeigten
sich die positivem Hautreaktionen, die Wettersendung hatte
hingegen keinen Einfluss auf die Haut.
Erstgeborene besitzen mehr Humor
Ein amerikanischer Forscher hat herausgefunden, dass
Erstgeborene eher dazu neigen, auf stressige Situationen
humorvoller zu reagieren als ihre jüngeren Geschwister. In ihrer
Grundhaltung neigen sie deshalb, wie andere humorvolle Menschen,
zu einer gewissen Dominanz. |
|
Hilfe verspricht: Lach-Yoga
im Lachclub
Mit einer HO-HO-HA-HA Übung beginnen die Lachklubs in aller Welt
ihre Treffen. Der Dresdner Lachclub trifft sich im Pillnitzer
Hotel "Goldener Apfel".
Vor wenigen Jahren gründete Dr. Mandan Kataria zusammen mit vier
Gleichgesinnten den ersten Lachclub in Bombay. Er entwickelte
eine Yoga-Lach-Technik als Therapie - Hasya Yoga. Hinzu gekommen
sind bis heute 150 Lachclubs im Ausland, unter anderem in den
USA, Australien, Schweden, Italien, Japan und Singapur.
Bei dieser Lachtherapie, die gänzlich ohne Witze auskommt,
treffen sich kleine Gruppen zu einem 15- bis 20-minütigem
Gemeinschafts-Lachen.
Innerhalb eines Treffens werden verschiedene Arten zu Lachen
zelebriert.
Herzliches Lachen: man lacht in mittlerer Lautstärke und hebt
die Arme in den Himmel, dabei schaut man sich, von einer Person
zur nächsten wechselnd, gegenseitig ins Gesicht.
Begrüßungslachen: man gibt sich lachend beide Hände - zum Abbau
von Berührungsängsten.
Stilles Lachen: man lacht stumm mit weit geöffnetem Mund. Dann
fragt man sein Gegenüber: "Wie geht es?"
Summendes Lachen: man lacht mit geschlossenem Mund, aber mit
deutlich hörbarem Lachgeräusch, das im Bauch erzeugt wird. Dabei
wird mit den Armen gestikuliert.
Wohlwollendes Lachen: man lacht sich in normaler Lautstärke an
und klatscht anderen auf beide Hände.
Aufschwingendes Lachen: Man bückt sich, beginnt den Vokal AAA zu
singen, richtet sich auf und tut so, als ob man den Vokal
hochschleudert.
Ein-Meter-Lachen: Die Arme werden seitlich gehalten und der eine
ruckartig in drei Zügen ausgestreckt, dazu lachen.
Löwenlachen: Die Zunge möglichst weit rausstrecken, die Hände
stellen Löwenpranken dar, man lässt ein Lachen aus dem Bauch
ertönen.
Wer bei einem solchen Treffen mitlacht, tut etwas für seine
Gesundheit: Einmal wird durch das Lachen die
Sauerstoffversorgung verbessert. Zweitens wird das
allgegenwärtige Bewusstsein in den Hintergrund geschoben - man
denkt beim Lachen nicht mehr an Sorgen und Nöte.
Lachen im Lachklub - Gesundheitsförderung ohne eingetragene
Mitgliedschaft und kostenfrei. Wer Lust hat, geht hin und lacht
einfach mit. |
|
Anders heilen: Medi-Clowns
Der amerikanische Arzt Patch Adams entdeckte 1971, dass
Patienten schneller genesen, wenn sie regelmäßig lachen. Er
erfand die Medi-Clowns und gründete in Arlington (Virginia) ein
Institut, das keine Tabus im Umgang mit Tod und Krankheit kennt.
Todkranken tritt er als Engel gegenüber, ein Mädchen mit einem
sichtbaren Tumor im Gesicht konfrontierte er mit einer
Tumor-Attrappe.
Die Mitglieder der Dresdener Agentur "Mediclowns" besuchen seit
1996 einmal in der Woche kleine Patienten im Uni-Klinikum
Dresden und im Krankenhaus Neustadt.
Im normalen Leben arbeiten die Medi-Clowns als Krankenschwester,
Tänzer, Maschinenbauerin oder Lehrerin. In Zusammenarbeit mit
professionellen Künstlern haben sie sich die Fähigkeit zum
Clownsspiel erarbeitet und wollen mit Späßen und Spielen die
kranken Kinder vom Alltag in der Klinik ablenken.
Dabei haben sie kein festes Programm, sondern versuchen auf die
Kinder einzugehen. Manche brauchen mehr einen kleinen sensiblen
Clown, andere wollen sich dagegen austoben.
Das Thema Krankheit ist dabei tabu. Nur wenn die kleinen
Patienten es selbst vortragen, gehen die Clowns auch darauf ein.
Die gute Laune, die die Clowns verbreiten, hilft den Kindern
beim Kampf gegen die Krankheit. |
|
Unser Hausrezept: Gute Laune Essen
Lebensmittel können glücklich machen, denn mit der Ernährung
kann man unter Umständen auch die Hirnfunktionen beeinflussen
und die Stimmung verbessern.
So ist in Schokolade, Bananen und in Nudeln ein Eiweißbaustein
enthalten, den der Körper zur Bildung seines Glückshormons
benötigt: das Tryptophan. Dieses Eiweiß ist eine Vorstufe des
"Gute-Laune-Machers" und in vielen Nahrungsmitteln enthalten. Es
muss mit der Nahrung aufgenommen werden, der Körper kann es
nicht selbst bilden. Je mehr davon im Blut ist, desto mehr kann
dann im Gehirn zu Serotonin umgebaut werden. Dieser
Neurotransmitter ist ein chemischer Botenstoff: Er übermittelt
Informationen von einer Zelle zur nächsten. Und er überbringt
immer nur gute Nachrichten: Glück, Zufriedenheit, Entspannung,
wohlige Müdigkeit.
Allerdings macht eine zu eiweißreiche Ernährung nicht
zwangsläufig glücklicher sondern mitunter aggressiv, denn es
werden auch andere, durchsetzungsfähigere Eiweiße aufgenommen,
die dem Tryptophan den Wege durch die Blut-Hirn-Schranke
versperren.
Mit Zucker aber können die anderen Konkurrenzeiweiße
ausgetrickst werden. Der Blutzuckerspiegel steigt - ein Signal
für die Bauchspeicheldrüse, Insulin auszuschütten. Dadurch soll
der Blutzucker wieder normalisiert werden. Wie ein Staubsauger
zieht Insulin sämtliche Eiweiße, die in der Blutbahn unterwegs
sind, in die Muskelzellen - mit Ausnahme von Tryptophan. Dieses
Glücks-Eiweiß überwiegt jetzt im Blut und hat es nicht mehr
schwer, über die Blut-Hirn-Grenze ins Gehirn zu gelangen. Zucker
ist also der Wegbereiter für den Glücksbaustoff.
Aber auch andere Lebensmittel enthalten Stoffe, die glücklich
machen.
Abends eine Tasse warme Milch regt die Bildung von Serotonin
ebenfalls an. Einschlafen ist dann kein Problem.
Rotwein dagegen hemmt die Bildung von Serotonin. Aus
ernährungswissenschaftlicher Sicht kann er sogar aggressiv
machen.
Aggressivität und Gereiztheit können auch entstehen, wenn sich
der Mensch in einem Leistungstief befindet. Auch hier gibt es
Abhilfe: Energy-Drinks. Sie enthalten viel Zucker und Coffein.
Doch Vorsicht: Sie haben nur eine sehr kurze Wirkung und
enthalten viele Kalorien.
Ursache für schlechte Laune und Depressionen kann auch Vitamin
B1-Mangel sein. Dieses Nervenvitamin braucht das Gehirn für die
Energiegewinnung. Für bessere Stimmung sorgen in diesem Fall
Vollkornprodukte, Schweinefleisch oder Leber.
Als Stimmungsmacher gelten auch alle Sorten von Alkohol. Aber
auch hier kommt es auf die Menge an. |
|
|
|
|